Zaher, Marina und Ban
Iman Kalefs Kinder Zaher, Marina und Ban helfen tatkräftig mit. Foto: Borée

Und wo bleibt der Glauben?

Schon schmoren die Enten im Ofen. Zeit für eine Pause, um den muslimischen und christlichen Gästen der „Brücke“ – ein wenig die Glaubenswelt der Mandäer näherzubringen. Iman Kalef hat Bilder und Filme mitgebracht von ihrer sommerlichen Tauffeier im Nürnberger Jordan, der Pegnitz. In weiße Tücher gehüllt ließ sie sich mit dem Wasser besprengen. Doris Dollinger von der „Brücke“ zeigt sie.

Obwohl die Zeremonie angemeldet gewesen sei, hätten die verhüllten, bärtigen und Turban tragenden Gestalten die Polizei mit Misstrauen erfüllt, erzählt Ban. Sie beklagt, dass die Gemeinde keinen eigenen Raum für ihre Zeremonien bekommen könnte. Auch ihre jüngere Schwester erhalte nur schwer Schulbefreiung bei religiösen Festen.

Diesmal stand die Weihe eines Priesters an. Sieben Tage und Nächte lang durfte er davor nicht schlafen. Die Gemeinde unterstützte ihn beim Wachen, indem sie ihn mit Gesängen und Gesprächen niemals zur Ruhe kommen ließ. Zwei ranghöhere Sheiks waren eigens aus Australien angereist. Denn dort lebt inzwischen ein Großteil der heute wohl nur noch 70.000 Mandäer weltweit, nachdem das Zweistromland kaum noch Zuflucht bot.

Doch nun müssen in der Großküche der „Brücke“ dringend weitere Beilagen und der Nachtisch vorbereitet werden. Jeder Besucher hilft mit. „Man weiß nie, was es wird“, so eine christliche Besucherin, die regelmäßig an der „SpeiseReise“ teilnimmt. „Aber immer wird es gut.“

Viel Knoblauch gilt es zu schneiden. Nebenan entsteht ein Grießpudding. Ban zieht für einen Kuchen eine Schokoladenmasse in einen geschmeidigeren Teig. Aus dem Gewusel formen sich nun die Gerichte.

Schon jetzt zeigt sich: Viel Öl, viele Gewürze und viel Zucker für die Nachspeisen ist vorgesehen: Auch für die Christen beginnt in diesem Jahr die Passionszeit spät. Offenbar ist auch keiner der 36 mandäischen Fastentage im Jahr. Und auch der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt erst im Mai. Das Essen selbst übertrifft alle Reinheitsgebote von Judentum, Islam oder Christentum. So kann jeder unbesorgt mitessen.

Die gnostische Lehre vom Kampf des Lichts gegen die materielle Welt der Finsternis lebt in ihnen weiter. Die „Sieben“ (Planeten) und die „Zwölf“ Tierkreiszeichen symbolisieren die Sphäre des „Herrn der Finsternis“. Daraus soll die Seele zum reinen Licht des „Lebendigen“ emporsteigen. Streng, aber Mandäer missionieren nicht und bemühen sich um gute Nachbarschaft.

Selbst die Enten sind nun knusprig. Iman Kalef richtet die Zwiebelmasse, mit denen sie gefüllt waren, mit Reis sowie mit zerkleinertem und gebratenen Gemüse nach festen Regeln an. Ban tränkt den Grießpudding mit einem Zucker-Zitrone-Saft. Die Gewürze runden den orientalischen Geschmack ab. Für alle Gäste ist mehr als reichlich da.  Sie nehmen noch viel mit. Eine irakische Muslima mit Kopftuch erklärt: Mandäer habe sie in ihrer Heimat nicht getroffen – aber nicht umsonst biete ihr die „Brücke“ seit Jahren viele spannende Begegnungen.

Die nächste „SpeiseReise“ in der „Brücke“ startet am Donnerstag, 21. März, ab 17 Uhr zum jüdischen Purimfest. Mehr online unter www.bruecke-nuernberg.de oder Tel. 0911/2877313.

                     Susanne Borée