Sein Hobby machte er zum Beruf: Bereits als Schüler bastelte Oliver Igelhaut zusammen mit zwei Mitstreitern an seinen Ideen für Spiele. Auch mit seinem Namen ging er kreativ um: Er baute sich seinen Eigenverlag Igel-Spiele auf. Der Igel, dessen Stacheln sich zu einer Königskrone formen, ist sein Markenzeichen. Fünf Zacken, wie Finger einer Hand, recken sich gen Himmel.
Der 44-jährige Spiele-Schöpfer zeigt Flagge beim Spielefest der Evangelischen Jugend Nürnberg (EJN) und ihrer Partner im eckstein. Auch wenn „nur“ seine Spiele im eckstein auftreten und der Spiele-Verleger selbst durch die endlosen Gänge der Nürnberger Spielwarenmesse unterwegs ist – so ist er dort längst kein Unbekannter mehr: Denn bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ging er mit seinen ersten Mustern zum Spielefest. Das bedeutete für ihn damals einen ganz besonderen „emotionalen Höhepunkt“. Wenig später gewann er bei entsprechenden Wettbewerben oder beim Spiele-TÜV. Zum einen punktet Igelhaut da gerade durch seine Erfahrung.
Zwischenzeitlich siegte die Vernunft: Igelhaut studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitete zehn Jahre im Controlling bei einem Energieversorger. Der praktische Überblick in der Betriebsführung hilft ihm beim Vertrieb der Spiele. Dies ist ein zweiter Pluspunkt, mit dem er überzeugt. Nach diesen Erfahrungen, die er so sammeln konnte, übernahm die schöpferische Energie wieder das Ruder: Selbst mit den Namen der Schöpfungen spielt er: So heißt eines seiner Spiele „Kai Piranja“.
Und ein weiteres „Hi Fisch“. Natürlich treiben Haie dort ihr Wesen. Immer wieder setzte er Ideen aus den Wunderreichen der Meere in den Spieleschöpfungen um.
Die größten Fische im „Hi Fisch“ bringen am meisten Gewinn, lenken aber gleichzeitig die Gier der Haie am schnellsten auf sich. Da gilt es abzuwägen und nicht nur hohe Punktezahlen im Auge zu behalten. Beim Spiel „Fish & Ships“ gilt es eine Wasserstraße zu überwinden. Oder beim „Mount Memo“ für kleinere Kinder gilt es Motive im Wasser oder auf einer Insel im Blick zu behalten.
Klassische Schöpfungen
Ganz klassisch setzt Oliver Igelhaut dann mit Schere und Pappe seine Ideen um. Der Computer kommt so gut wie gar nicht zum Einsatz. Höchstens einmal mit Powerpoint vervielfältigt der Kreative Entwürfe für Spielkarten oder Ähnliches. Dann geht er mit den Prototypen in Kindergärten oder Schulen. Denn seine besondere Zielgruppe sind Kinder zwischen fünf und sieben Jahren. Diese begeisterten Tester sind eine weitere Sternstunde in der Krone der Igel-Spiele.
Lieber ist es ihm, die Regeln einfacher zu gestalten, um die Zielgruppe zu vergrößern. Denn er will gezielt Kinder ansprechen, bevor sie wissen, was Apps sind. Immer wieder gehen seine Ideen durch die Hände von Spieletestern, etwa beim Ali Baba Spieleclub.
Die Grafiker Rudolf Eizenhöfer und Oliver Tisch geben den Spielideen ein unverwechselbares anrührendes Äußeres. Von diesem weiteren Eckpfeiler leben sie zu einem wesentlichen Teil. Und von der kompakten Ausgestaltung. Dies nicht nur durch die handliche Größe der Spielekartons. Nein, die Ideen sollen auch schnell spielbar sein und die Dauer des Spieldurchganges mit zehn bis 20 Minuten überschaubar.
Seit drei Jahren verlegt Igelhaut nun eigenständig Spiele. Da kam es zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit einer Druckerei in Polen. Erst die fertigen Spiele wandern dann zu einem guten Teil nach Fernost: In Taiwan oder Japan hat Oliver Igelhaut Kontakt zu Importeuren, die direkt auf die Schöpfungen aus Schwanstetten setzen. Teils druckt Krakau auch bereits die Spielanleitungen in fernöstlichen Schriftzeichen. Die Importeure haben sie aus Igelhauts englischer Fassung vervollständigt. „Die Container-Schiffe fahren nur halbvoll zurück nach Fernost“, weiß der Spiele-Autor. Da lohne es sich, den Ladeplatz zurück auszunutzen.
Und die Menschen in Japan oder Taiwan mögen ganz offenbar seine Schöpfungen. Vielleicht, weil sie so kompakt sind, vermutet ihr Vater. Oder, weil es was ganz Exotisches dort ist, wer weiß.
Gleichzeitig hat er auch Verbindungen zu Großhändlern, die für Spieleläden Pakete zusammenstellen. Oder Igelhaut knüpft wieder neue Kontakte bei der Nürnberger Spielwarenmesse, die nun in vollem Gang ist. Selbst hat er dort keinen Stand, ist aber dort sehr präsent. Und natürlich können große und kleine Fans – etwa nach dem Spielefest im eckstein – auf seiner Homepage direkt bestellen. Allerdings fallen dann natürlich Versandgebühren an. Aber auch so gehen Oliver Igelhauts Schöpfungen ihren Weg.
Das Festival der Brett- und Kartenspiele in Nürnberg findet auch in diesem Jahr am ersten Februarwochenende wieder während der Spielwarenmesse statt. Besucher könnten aus über 800 Brett- und Kartenspielen wählen. Darunter gibt es wieder zahlreiche Neuheiten. In der Begleitausstellung des Nürnberger Bündnisses Fair Toys erfahren die Besucher spielerisch etwas über die Produktionsbedingungen und -orte von Spielzeug.
Der Weg in die Ferne und in die Nähe – auf diesen beiden Standbeinen steht Oliver Igelhaut stabil. Sie sind zwei weitere Höhepunkte seiner Krone. Der Kopf seines Igel-Logos selbst weist nach vorne. Und es hat fest im Blick, dass die Spieler nicht allein auf eine hohe Punktzahl achten sollen, sondern dies Gewinnstreben durchaus auch seine Tücken hat. Da gilt es, nicht um jeden Preis gewinnen zu wollen, sondern seine Strategien vielfältiger und weniger punktebedacht zum Einsatz zu bringen. Auch das kann für Kinder eine wichtige Erfahrung sein, selbst wenn Oliver Igelhaut einfachen Lernspielen weniger abgewinnen kann. Das Spielefest der EJN weist auch da weiter den Weg.
Mehr über den Spiele-Schöpfer: http://www.igel-spiele.com. Kontakt über die E-Mail post(at)igel-spiele.com. Das Spielefest findet vom 1. bis 4. Februar 2019 im Nürnberger eckstein statt. Freitag, 1. Februar von 14–23 Uhr, Samstag, 2. Februar von 13 Uhr bis in die frühen Morgenstunden, Sonntag, 3. Februar von 13–22 Uhr, Montag, 4. Februar von 14–18 Uhr (danach beim Ali Baba Spieleclub). Für alle ab 14 Jahren mit einem Kostenbeitrag von drei Euro für eine Dauerkarte, die auch beim Spielzeugmuseum als Eintrittskarte gilt.
Susanne Borée
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