Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe des "Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern"

Evangelisches Sonntagsblatt vom 27.1.2019
Brücke

=> Andacht: Das Knistern der Flammen

Ein brennendes Gestrüpp in der trockenen Hitze der Wüste Midians – was soll daran Besonderes sein? Wer macht sich die Mühe, da näher hinzugehen, die Flammen zu beobachten und dem Knistern des Feuers zu lauschen? Das machen doch höchstens Kinder! „Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder ... “, dann werdet ihr es nicht erkennen, dann bleibt ihr blind für das, was da geschieht. Dann rennt ihr vorbei an dem, was euer Leben verändern kann! ...

(aus 2. Mose 3,1–8)

Susanne Borée

=> Gedenken wofür?

"Far vos?“, fragte Uwe von Seltmann: Für was? Wofür? „Wozu ein Projekt über einen Dichter, der in einer Sprache schrieb, die kaum mehr jemand spricht, liest und versteht?“ Dennoch ließ ihn die jiddische Sprache nicht los. Jahrelang forschte er zu dem Krakauer Dichter Mordechai Gebirtig, der 1942 ermordet wurde. Wozu setzen wir im Sonntagsblatt mindestens dreimal jährlich – zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar, zum Israelsonntag im August und zum Tag der Reichspogromnacht am 9. November – einen Schwerpunkt zum Judentum? ...

Uwe von Seltmann

=> Es brennt – und ihr steht und schaut nur zu

Die ersten Töne klingen wie die Krakauer Feuerwehr, so heißt es. Doch sie fuhr nie los. Noch war es Zukunft, dass „alles verbrannt“ sein sollte. So heißt „Holocaust“ übersetzt, dessen Gedenktag wir gerade begehen. Dem Lied „Es brennt“ kommt da fast prophetische Kraft zu. Es entstand nicht anonym Anfang der 1940er, wie es früher hieß. Auch nicht 1938. Uwe von Seltmann legt dar, dass das Lied schon 1936 existiert haben muss. Verfasst hat es ein jüdischer Tischler aus Krakau, der noch nicht einmal Noten schreiben konnte: Mordechai Gebirtig. Es entstand offenbar nach einem Judenpogrom in dem Örtchen Prytyk südlich von Warschau im März 1936. Wer sich nun entspannt zurücklehnen mag – schließlich war dies damals eine rein polnische Angelegenheit – irrt. ...