Editorial: Ein neuer Jahreskreis

Susanne Borée
Susanne Borée

Wieder öffnet sich ein neuer Jahreskreis und abermals konnte ein alter Kalender in den Schubladen des Lebens verschwinden.

War das wirklich schon 52 Wochen her – als das Jahr 2018 begann? Die Feiertage vor einem Jahr stehen mir noch genau vor Augen. Viel habe ich auch im vergangenen Jahr erledigt oder bin es neu angegangen. Und dennoch scheint der Jahresverlauf aus der Perspektive der Tage „zwischen den Jahren“ wieder einmal merkwürdig zusammen geschrumpft – so als wäre der letzte Jahreswechsel erst gerade vorgestern gewesen.

Die Zeit scheint uns wohl auch deshalb immer schneller zu vergehen, weil wir im Laufe der Jahre immer weniger Neues erleben – so der Eindruck. Nach allen Wiederholungen wartet ein Jahr nicht mehr auf den Menschen wie ein unendlich weiter Himmel. Die Sterne oder Wolken erscheinen uns alle ähnlich zu sein. Alles schon einmal erlebt! Und besonders wiederholungsanfällig sind die Feste, bei denen  immer wieder bewährte Riten zum Tragen kommen. Ist es wirklich ein Segen, die immer gleichen Gefühle aus der Schublade zu holen?

Andererseits entspannt es auch.„Ich glaube, wir brauchen die Feste im Leben, damit wir uns immer wieder daran erinnern, was im Leben wichtig ist, und dass wir merken, dass wir nicht alleine sind.“ So antwortet eine ältere Frau auf die Frage nach dem Sinn der Feste. Nachzulesen ist es in dem Kinderbuch „Warum haben wir sonntags frei? Wissen rund um religiöse Feste“. Feste „sind besondere Höhepunkte im Leben, die einen besonderen Rahmen benötigen“. Alle Menschen einer Familie, eines Freundeskreises haben dann einen Anlass, um sich gleichzeitig Zeit zu nehmen.

Auch der scheinbar immerwährende Wind verändert unmerklich seinen Ton je nach Wetterlage. Er gibt den Wolken Form und Richtung. Er öffnet Lücken zwischen ihnen, um die Himmelslichter erkennen zu können. Auch der Stern, dem die Männer aus dem Morgenland folgten, war immer derselbe. Doch sie sahen ihn von unterschiedlichen Stationen des Weges.

Kaum ist der neue Kalender aufgehängt, füllen sich schon wieder wie von allein die Seiten. Was will ich mit dem neuen Jahr Lebenszeit machen? Im Alltag benötigen wir Achtsamkeit und gute Gemeinsamkeit, um die kleinen Augenblicke zu feiern. Ein gutes und erfülltes Neues Jahr, auch im Namen der Redaktion, wünscht Ihnen

Ihre 

Susanne Borée